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Akt 1
Als Nintendo 2001 den Gameboy Advance als Nachfolger des Gameboy Color herausbrachte, war die Freude groß: hielt man doch erstmals ein Gerät aus der Gameboy-Reihe in der Hand, welches nahezu ergonomisch war dank seiner Form, die einem Spielecontroller ähnelt.
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Die Freude über mein neues Gerät war indes nur kurz. Schon nach kurzer Zeit fiel es – wohl im Eifer eines Spielgefechtes – trotz seiner Handlichkeit auf harten Steinboden. Fortan orgelte zwar noch der Lautsprecher, das Display hatte jedoch etwas abbekommen und zeigte nur noch einen schwarzen, skurril geformten Fleck.
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Ein neuer Nintendo-Spielgefährte wurde umgehend angeschafft und der defekte verschwand sang- und klanglos in der Bastelkiste. Dort verblieb er erst mal ein Weilchen, bis die Idee entstand, ihn als Spielecontroller am heimischen PC zu nutzen. Mit wenigen Transistoren, ein paar Widerständen, Stecker und Kabel war das Projekt auch bald realisiert. Der Ex-Gameboy dient seither als erprobtes und äußerst robustes, am PC-Gameport betriebenes Eingabegerät. Spezielle Treiber sind zum Betrieb nicht nötig.
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Akt 2
Von einer Elektronikmesse hatte mein Cousin eine kleine, leistungsfähige Mikrocontrollerplatine der Firma Cypress mitgebracht. 'Programmable System-on-Chip' oder kurz 'PSOC' nennt sich diese Produktreihe. Sie zeichnet sich vor allem durch die per Software konfigurierbare Hardware rund um den ARM-Prozessor aus. Das ganze Kit enthält eine gelungene Benutzerumgebung: Man kann sofort loslegen, passende Hardware konfigurieren und dann in Standard-C programmieren. Der Start fällt nicht schwer, die Dokumentation ist hervorragend und jede Menge Hard- und Software-Beispiele liegen bei.
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Also: was (sinnvolles) tun mit dem Teil? Von einer anderen Entwicklung lag noch ein kleines, farbiges OLED-Display auf dem Tisch. Das war schnell an den PSOC angeschlossen, passende Grafikroutinen waren bereits vorhanden und mussten nur angepasst werden.
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Auf diesen Grundstock aufbauend und angeregt durch diverse Projekte – unter anderem auch durch eines aus dem c't Magazin – war das Ziel, den Spieleklassiker Asteroids für das System zu programmieren. Das Rad kann oder muss ja selten neu erfunden werden. So entstand mit Hilfe von vielen im "weltweiten Sourcecode-Netz" gefundenen Schnipseln und eigenem Gehirnschmalz schließlich eine spielbare Variante des Klassikers.
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Spielbar war der aber zunächst eher theoretisch, denn die als Eingabeeinheit verwendeten Microtaster waren eher dazu geeignet, Handkrämpfe denn Spielbegeisterung auszulösen. Ein brauchbares passendes Eingabegerät musste her ...
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Akt 3
... und wurde gefunden. Und zwar bei eBay, für 1 Euro + Versand – ein defekter Gameboy Advance. Der hatte lustigerweise einen ähnlichen schwarzen Fleck auf dem Display wie mein Eigener und wohl einen ähnlichen Sturz hinter sich.
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Der neu erworbene Elektronikschrott wurde entkernt, alle störenden Bauteile auf der Platine sowie das Display entfernt. Das neue OLED-Display, ein zugehöriger Spannungswandler und eine Stiftleiste für die PSOC-Platine wurden anschließend in das Gameboy-Gehäuse eingepasst und mit Teppichverlegeband und Zweikomponentenkleber befestigt. Nach dem Verdrahten und Prüfen kam der spannende Moment des unvermeidlichen Einschaltens ...
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... und?
Auf dem Gerätchen lässt sich hervorragend spielen. Die Jagd nach dem Highscore auf dem winzigen, aber farbenfrohen und kontrastreichen Display macht sogar richtig Spaß!
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Akt 4
Wie geht es weiter?
Die PSOC-Platine lässt sich aus dem Gameboy-Gehäuse herausziehen und kann somit für andere Aufgaben benutzt werden.
Während die PSOC-Platine im Gameboy-Gehäuse steckt, lässt sie sich über USB an der Entwicklungsumgebung betreiben, beispielsweise zum Debuggen.
Poti und Lautsprecher im Gameboy-Gehäuse wurden über die Stiftleiste ebenfalls mit der PSOC-Platine verbunden. Sie haben in diesem Projekt keine Funktion, lassen sich aber bei Bedarf in anderen Zusammenhängen verwenden ...
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